Die PKV Bewertung mittels Kennzahlen kann Ihnen dabei helfen, die richtige Entscheidung bei der Auswahl der privaten Krankenversicherung zu treffen. Worauf müssen die achten? Wann ist eine Kennzahl positiv und wann negativ? Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst.
Was bedeuten die Kennzahlen?
Definitionen und Erläuterungen zu den Kennzahlen finden Sie in unserem Bericht PKV Kennzahlen.
Die PKV Bewertung im Vergleich:
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick darüber, welche Kennzahlen üblich sind und in welcher Höhe sich diese bewegen. Es wurden die Kennzahlen der fünf marktführenden privaten Krankenversicherungen (nach Marktanteilen: https://www.versicherungsbote.de/id/11761/Debeka-DKV-Marktfuehrer-PKV/) sowie die branchenübliche Durchschnittswerte für das Jahr 2019 aufgeführt:
Statt einem reinen Vergleich der Bilanzkennzahlen sollten jedoch auch stets weiter Faktoren berücksichtigt werden. Besonders bei hohen oder niedrigen Kennzahlen sollte eine Betrachtung möglicher Gründe und Versicherungskonditionen erfolgen. Dadurch ist eine fundierte Bewertung über die Höhe der Kennzahlen möglich.
Die Auswahl und der Vergleich privater Krankenversicherungen mittels Bilanzkennzahlen
Die Auswahl einer passenden privaten Krankenversicherung stellt aufgrund der Langfristigkeit der Entscheidung und der direkten Auswirkungen auf die Gesundheit ein komplexes und vielschichtiges Thema dar.
Dabei sollte neben dem Umfang des Versicherungsschutzes, den angebotenen Leistungen und dem zu leistenden Beitrag auch die private Versicherung als Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden. Um den Vergleich der Leistungsfähigkeit und der finanziellen Situation verschiedener Versicherungsunternehmen zu vereinfachen, hat der Verband der privaten Krankenversicherungen einen Bilanzkennzahlenkatalog erarbeitet. Jede der im Katalog aufgeführten Kennzahl ermöglicht dabei eine Aussage über einen betriebswirtschaftlichen Aspekt der Versicherung und liefert damit fundierte Anhaltspunkte für den Vergleich.
Eine dieser Kennzahlen ist die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote, die sich wiederum aus der Schadenquote, der Verwaltungskosten- sowie der Abschlusskostenquote zusammensetzt. Diese Quoten werden vom PKV Verband unter der Kategorie „Kennzahlen zum Erfolg und Leistung“ einer privaten Krankenversicherung aufgeführt.
Um die langfristige Qualität des PKV Unternehmens beurteilen zu können, ist es sinnvoll, auch diese Bilanzkennzahlen bei der Bewertung zu berücksichtigen. Denn die reine Betrachtung der Beiträge liefert nur wenig Aufschluss über die Qualität der Tarife. Im Gegenteil, erfolgt die Auswahl für eine Versicherung hauptsächlich aufgrund der geringen Beitragszahlungen, können sich solche knapp kalkulierten Beiträge in Form geringerer Leistungen und im Alter stärker steigender Beiträge auswirken.
Welche Informationen bietet die Schadenquote
Die Schadenquote hat bei isolierter Betrachtung nur eine geringe Aussagekraft und Relevanz für die Beurteilung eines Versicherungsunternehmens, da sie keine genaueren Informationen über die Zusammensetzung des Schadenaufwands liefert. Zusätzlich ist eine Bewertung der Schadenquote gemäß eines „je größer, desto …“ Zusammenhanges nicht möglich, da sowohl eine hohe, als auch eine niedrige Schadenquote positiv oder negativ bewertet werden kann.
So lässt die Höhe der Schadenquote unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten zu:
Eine hohe Schadenquote ist tendenziell…
…negativ zu bewerten, wenn die Ursachen für die Höhe in überdurchschnittlichen Ausgaben für Versicherungsleistungen liegen, vor allem aufgrund von schlecht betriebenem Risiko- und Leistungsmanagement. Beispiele für solch schlecht betriebenes Management sind zu knapp kalkulierte Beiträge oder unzureichende Gesundheitsprüfungen bei Vertragsabschluss.
…positiv zu bewerten und vorteilhaft für den Versicherten, wenn die Schadenquote aufgrund hoher Zuführungen zu den Alterungsrückstellungen hoch ausfällt.
…positiv zu bewerten, wenn dieses auf eine günstige Kostensituation hindeutet, da in den Beitragseinnahmen auch die Beitragsteile zur Deckung aller Kosten enthalten sind. Eine günstige Kostensituation liegt dann vor, wenn der Anbieter von den Versicherten nur relativ geringe Beiträge verlangen muss, da die Deckung der Kosten anderweitig finanziert wird oder nur gering ausfällt.
Eine niedrige Schadenquote ist hingegen tendenziell…
…negativ zu bewerten, wenn diese daraus resultiert, dass der Versicherte für seine Beiträge entsprechend wenige Leistung enthält. In diesem Fall sind die Ausgaben der Versicherungen im Verhältnis zu den Brutto-Beiträgen zwar gering, weshalb die Schadenquote niedrig ausfällt. Dies ist allerdings nachteilig für den Versicherten, da dieser entsprechend wenige Leistung erhält.
…positiv zu bewerten, wenn die niedrige Quote aus einer günstigen Schadensituation resultiert. Eine günstige Schadensituation liegt dann vor, wenn die Erstattungsleistungen, d.h. der Schadenaufwand niedriger liegen als erwartet.
Wie hängt die Schadenquote mit der Beitragshöhe zusammen?
Die Höhe der Schadenquote kann als Hinweis betrachtet werden, ob mit einer Beitragsanpassung zu rechnen ist oder vor kurzem eine solche erfolgt ist. Eine Beitragsanpassung findet statt, wenn der Versicherer feststellt, dass die Versicherungsleistungen die Beitragszahlungen zu sehr überwiegen. Um dies zu ermitteln, setzt die entsprechende PKV die entrichteten Leistungen mit den geleisteten Beiträgen ins Verhältnis. Sollten die Leistungen die Zahlungen zu sehr übersteigen, wird dann ggf. ein neuer, i.d.R. höherer, Beitrag berechnet. Daher gilt eine niedrige Schadenquote als Indiz dafür, dass erst kürzlich eine Beitragsanpassung erfolgt ist, da höhere Brutto-Beiträge die Kostensituation verbessern und infolgedessen die Schadenquote sinkt.
Zum besseren Verständnis und Konkretisierung ein Zahlenbeispiel: angenommen es wurden 3.000€ an Beiträgen geleistet, der Schadenaufwand des Versicherers (d.h. Versicherungsleistungen und Zuführungen zu den Rückstellungen) betrugen jedoch 12.000€. Dies sich daraus ergebende Schadenquote beträgt 400%. Würde sich der Beitrag nun in Folge einer Anpassung, beispielsweise auf 4.000€ erhöhen, so reduziert sich die Schadenquote als Ergebnis der Beitragsanpassung auf 300%.
Umgekehrt kann eine hohe Schadenquote als Indiz betrachtet werden, dass mit einer Beitragsanpassung zu rechnen ist. Dies ist der Fall, wenn die Versicherungsleistungen die Beitragszahlungen zu sehr übersteigen.
Welche Informationen liefert die Verwaltungsquote?
Bei isolierter Betrachtung der Verwaltungskostenquote lässt sich die Aussagekraft dieser nur als begrenzt einstufen. Zwar kann bei der Bewertung vorsichtig von einem „je niedriger, umso besser“ und im umgekehrten Falle von einem „je höher, umso schlechter“ Zusammenhang gesprochen werden, allerdings ist diese Aussage nur mit Einschränkungen zu betrachten und sollte nicht pauschalisiert werden.
Insgesamt ist eine niedrige Verwaltungskostenquote also tendenziell vorteilhaft, da diese zum Ausdruck bringt, wie kostengünstig eine private Krankenversicherung seine Dienstleistung anbietet. Bei der Bewertung sollte dennoch berücksichtigt werden, dass die Höhe auch durch die Qualität der angebotenen Dienstleistung im Bereich der Kundenbetreuung- und Beratung beeinflusst wird. Dazu gehören zum Beispiel Beratungen in Gesundheitsfragen, die Vermittlung von Spezialisten oder die Empfehlung geeigneter Krankenhäuser. Finden diese Aspekte in einem erhöhten Umfang oder Qualität statt, ist dies mit steigenden Kosten verbunden, wodurch die Verwaltungskostenquote höher ausfällt. Dies ist jedoch, ebenso wie eine hohe Verwaltungsquote die durch Investitionen z.B. in die Datenverarbeitung entsteht, nicht zwangsläufig negativ für den Versicherten.
Eine höher ausfallende Verwaltungsquote stellt somit nicht zwangsläufig ein Ausschlusskritierium für eine Versicherung dar, allerdings sollte eine genauere Betrachtung der (Verwaltungs)Kosten und der sonstigen Umstände erfolgen.
Welche Informationen liefert die Abschlusskostenquote?
Auch bei der Quote der Abschlussaufwendungen gilt, dass diese isoliert betrachtet nur eine geringe Aussagekraft besitzt und stets im Zusammenhang mit den übrigen Quoten, insbesonders mit der Ergebnisquote betrachtet werden sollte. Ähnlich wie bei der Verwaltungskostenquote kann auch der Abschlusskostenquote vorsichtig ein „je niedriger, desto besser“ Zusammenhang zugrunde gelegt werden. Eine niedrige Quote ist also tendenziell als positiv zu bewerten, da diese dafür spricht, dass der Anteil der verwendeten Brutto-Beiträge für den Vertragsabschluss gering ist. Die Abschlusskostenquote sollte allerdings, da sie auch mit dem Wachstum eines Unternehmens zusammenhängt, nicht nur unter reinen Kostenaspekten betrachtet werden. Sind hohe Aufwendungen für den Vertragsabschluss auf ein wachsendes Neu- und Veränderungsgeschäft zurückzuführen, sind höher ausfallende Abschlusskosten kein schlechtes Zeichen. Nur so ist es möglich, den Kundenstamm zu erweitern und ist daher grundsätzlich als Investition in die Zukunft zu betrachten. Ist die Quote allerdings auf hohe Provisionen pro Vertrag zurückzuführen, ist dies eher negativ zu bewerten.
Welche Informationen liefert die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote?
Dadurch das die Ergebnisquote eine zusammengefasste Betrachtung der Schaden- und Kostensituation des Versicheres ermöglicht, kann auch das berechnete Ergebnis beurteilt werden: Hierbei gilt, dass eine positive Quote als Zeichen dafür zu werten ist, dass die Beiträge ausreichend kalkuliert wurden. Ein negatives Ergebnis zeigt hingegen, dass die Beiträge in dem Sinne unzureichend kalkuliert wurden, als dass diese nicht ausreichen um alle Aufwendungen zu decken. Das Problem einer (sehr selten vorkommenden) negativen versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquote liegt vor allem darin, dass das Versicherungsunternehmen in diesem Fall auf andere Überschussquellen zurückgreifen muss, um die Aufwendungen decken zu können. Müssen andere Quellen, wie beispielsweise überrechnungsmäßige Zinserträge, verwendet werden, stehen diese wiederum nicht mehr vollständig für die Überschussverwendung zur Verfügung.
Insgesamt ist die Aussagekraft, die hinter der Ergebnisquote steht, durchaus hoch. Dies liegt zum einen der Tatsache zugrunde, dass die Kennzahl mehrere Quoten miteinander vereint und so eine zusammengefasste Beurteilung des Versicherungsunternehmen ermöglicht. Zum anderen ist die erhöhte Aussagekraft darauf zurückzuführen, dass ein positives/negatives Ergebnis eine eindeutige Bewertung zulässt.
Wurde die Schadenquote sowie die Abschluss- und Verwaltungskosten realitätsnah kalkuliert, bewegt sich die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote in der Regel zwischen 10% bis 15%. Es gilt zu beachten, dass eine dauerhaft über der 15% Marke liegende Ergebnisquote darauf hindeutet, dass die Beiträge insgesamt zu hoch angesetzt waren. Nachteilig für den Versicherten ist dies vor allem deshalb, da die nicht benötigten Beitragsanteile nur teilweise – und meist auch zeitverzögert – an die Beitragszahler zurückgezahlt werden.
PKV Bewertung am Beispiel der Debeka Krankenversicherung
Zur Veranschaulichung wie die Kennzahlen ge- und bewertet werden können, folgend eine mögliche Betrachtungsart der Bilanzkennzahlen Debeka Krankenversicherung:
Die Debeka erzielte auf Seiten der Versicherungstechnik seit jeher ein unterdurchschnittliches Ergebnis, was sowohl die für das Jahr 2019 ermittelte Ergebnisquote von 3,9%, als auch die mehrjährige versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote von 8,6 % (Marktdurchschnitt: 13,0 %) zeigt. Aus Kundensicht kann eine solch niedrige ausfallende Ergebnisquote jedoch durchaus vorteilhaft sein, da diese vornehmlich über die Beitragszahlungen generiert wird.
Auch die Verwaltungskosten- und Abschlusskostenquote der Debeka liegt unter dem Branchendurchschnitt. Solche unterdurchschnittlichen Ergebnisse können, wie weiter oben beschrieben, sowohl positiv als auch negativ gewertet werden. Im Falle der Debeka Krankenversicherung sind die, auf unterdurchschnittlichem Niveau befindlichen Quoten, gemäß dem Unternehmen tendenziell als positiv zu werten. Zurückzuführen ist diese Bewertung auf die Begründung, dass gering ausfallenden Kennzahlen eine Folge von effizienten Prozessen darstellen würden. So können die, durch den Absatz von Versicherungsprodukten anfallenden Vertriebs- und Verwaltungskosten durch Effizienz gering gehalten werden, was sich in den entsprechenden Quoten widerspiegele.
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